Von 2016 bis 2018 wurde die Schaufenstergalerie SCHARF in der Stubenberggasse vom contemporary collective graz organisiert und kuratiert. Die Schaufenstergalerie SCHARF stellte den White Cube per se in Frage. Zwischen urbanem Stadtgefüge und Galerieraum oszillierend entstand Kunst. Mit der Kuration der Schaufenstergalerie SCHARF setzte sich das contemporary collective graz das Ziel, innerhalb von Ausstellungsprojekten, die zwischen Ereignis und Werk changierten, über differente gesellschaftspolitische, teils auch prekäre Thematiken, zu reflektieren.
Innerhalb von drei Jahren entstanden 16 Ausstellungen mit 23 Künstler*innen und Kooperationen mit esc medien kunst labor, galerie GALERIE, Ludwig Boltzmann–Institut für Kriegsfolgenforschung sowie mit dem Kunstverein Roter Keil.
Schaufenstergalerie SCHARF
Feinkost Mild
Stubenberggasse 7
8010 Graz
LINIE KONKRET
Elisabeth Gschiel
26. September – 07. November 2018
Elisabeth Gschiel hat sich den Faden als ästhetisches Medium zu eigen gemacht. Das Textile hat in der Kunst eine lange Geschichte. Systeme
aus Fädenbahnen, Linien die Konturen erahnen lassen. Lose Fäden an den Enden geben der Linie ihre Freiheit zurück und erweitern die Form in die Unendlichkeit… Die Installation von Elisabeth Gschiel in der Schaufenstergalerie SCHARF kontrastiert zur exquisiten Mode in den umliegenden Auslagen. Mit ihrer Nähmaschine bildet die Künstlerin Lebensmomente ab. Auffallend ist dabei auch die ästhetische Wirkung der Materialverarbeitung. Gschiel wandelt für ihre unkonventionelle Arbeitsmethode die Nähmaschine in eine Art „Zeichenstift“ um und bearbeitet damit verschiedene Oberflächen.
THEATRUM MUNDI
Niki Passath
23. Juni – 25. September 2018
In Kooperation mit esc medien kunst labor und galerie GALERIE
Ausstellung im Rahmen von Architektursommer 2018
Das Ausstellungsprojekt THEATRUM MUNDI untersucht an drei Orten die Entwicklung von Weltmodellen und wirft dabei die Frage auf, wie sie sich zukünftig gestalten könnten. In den Ausstellungen spielen quantenphysikalische Überlegungen eine entscheidende Rolle, denn sie führen deterministische Weltmodelle ad absurdum und ermöglichen ein pluralistisch angelegtes Denken von Welt. „Durch Quantenphysik und Quantenmechanik werden viele Gedankenspiele möglich. Quantenphysikalisch ist Gott möglich, Glaube und Naturwissenschaften widersprechen sich also nicht mehr zwangsläufig.“ (Niki Passath) Prinzipiell verändert die Quantenphysik unser Bild von Wirklichkeit und widerspricht dabei eigentlich unserem Verstand, beispielsweise wenn es darum geht, das ein Ding gleichzeitig an zwei Orten existent sein kann. Die Architektur des Raumes ist der konzeptionelle Ausgangspunkt der Ausstellungen: Passath versinnbildlicht, durch seine im Raum in Bewegung versetzten Objekte, den Wandel von Weltmodellen und realisiert in der Schaufenstergalerie SCHARF und im esc medien kunst labor jeweils ortsspezifische Installationen, die mit der Präsentation neuer Werke in der galerie GALERIE verknüpft sind.
„dosiert“
Erwin Stefanie Posarnig
17. Mai – 21. Juni 2018
Erwin Stefanie Posarnig beschäftigt sich mit aktuellen politischen Themen. Die Freiheit des Individuums und die Idee einer humanistisch gedachten Gesellschaft, stehen für ihn dabei im Vordergrund. Posarnig generiert dabei vorwiegend Arbeiten im und mit dem öffentlichen Raum. Er macht Aktionen, Interventionen, Performances, Aufkleber und Multiples, in denen das gesellschaftskritische Statement eine markante Rolle spielt. Gesellschaftspolitische Zustände und Fragestellungen, wie bspw. zur Sicherheitspolitik oder Überwachungsthematiken – die momentan wieder an aktueller Brisanz gewinnen – stehen dabei im Fokus des Künstlers. Für die Schaufenstergalerie SCHARF entwickelte Posarnig eine Installation und einen Sticker. Der Sticker ist zugleich der Flyer des Projekts “dosiert” und kann auch über die Dauer der Ausstellung hinaus präsent bleiben. Betrachter*innen bewusst in das Werk einzubinden ist charakteristisch für die künstlerische Praxis von Posarnig. Der Sticker stellt eine prekäre Frage in vier Sprachen – “Wollt ihr die totale Kontrolle”?, und auch die Installation in den beiden Schaukästen der Schaufenstergalerie SCHARF knüpft an diese Fragestellung an.
MOMENTE DER VERÄNDERUNG
Kate Howlett-Jones, Maryam Mohammadi und Sara González Novi
Eröffnungsperformance von Irina Karamarković
8. März – 14. Mai 2018
Am 8.März wird der internationale Weltfrauentag begangen. Eine Fülle an Projekten mit, von und für Frauen werden speziell an diesem Tag realisiert, um die Ungerechtigkeiten, mit denen Frauen in der Gesellschaft immer noch konfrontiert werden aufzuzeigen. Durch Aufklärung und Zusammenschluss soll eine sukzessive Verbesserung der gesellschaftlichen Lage weltweit erreicht werden. Dabei ist das Ziel über die momentane Situation aufzuklären, den andauernden Diskurs zu fördern und aktiv daran mitzuwirken, um so einen Beitrag zu einer Welt zu leisten in der Gerechtigkeit, Chancengleicheit und Solidarität tatsächlich gelebt werden. Die Schaufenstergalerie SCHARF beteiligt sich wie schon im letzten Jahr auch 2018 wieder mit einem Projekt.
In den letzten Monaten haben sich Maryam Mohammadi und Kate Howlett-Jones im Rahmen des vom Verein XENOS durchgeführten Projekts WE TOGETHER der Geschichte der Frauenrechte in Graz bzw. Österreich aus der persönlichen Perspektive von Frauen angenähert, deren Geschichten seit Jahrzehnten geprägt sind vom Einsatz für die Gleichberechtigung. Was waren für sie Momente der Veränderung oder der persönlichen Befreiung? In welchen Momenten konnte sich tatsächlich etwas verändern? So sind sehr berührende Postkarten zu den bewegten Biographien dieser bis heute aktiven Grazer Frauen entstanden.
HOMEMADE TIME TRAVEL GATE
ILA und Stefan Lozar
17. Februar – 7. März 2018
Zwischen zwei großen Pappelbäumen schwebte für kurze Zeit 2017 ein Kreis in der Luft – geformt aus biegbarem Holz, fixiert von an die Bäume gebundenen und fast unsichtbaren Seilen. Auf eine Einladung des contemporary collective graz hin, konzipierte der Künstler
ILA eine ortsspezifische, plastische Arbeit im öffentlichen Raum. In einer Art Guerilla-Aktion hängte er die Arbeit in zwei Bäume der Reininghausgründe. Das “Homemade Time Travel Gate” besteht aus zu einem Kreis geformten Haselnussbaumästen, sowie Ahorn und
Weidenästen. Die Biegsamkeit des Materials verweist dabei auf den ebenso flexiblen Inhalt der Arbeit: Es handelt sich nämlich, dem Titel folgend, um ein zu Hause gemachtes Zeitreiseportal. Der Kreis ist ein uraltes und viel verwendetes Zeichen. Als Symbol steht er für das Unendliche, All-Eine, Zeit- und Raumlosigkeit und das sich endlos in Bewegung Befindliche. Wurmlöcher sind in diesem Kontext nur eine Referenz von vielen Möglichen. Bevor das Homemade Time Travel Gate abgebaut wurde, entstand eine Serie von Fotografien vom Künstler Stefan Lozar. Diese Aufnahmen wurden dann zum Ausgangspunkt einer weiteren künstlerischen Arbeit von ILA, die das ursprüngliche Werk
in seinen Dimensionen erweitern. Zur Eröffnung wird ein Artist Talk mit ILA, sowie eine Diskussion zum künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum stattfinden. Außerdem werden dieses Mal zwei Schaufenster des Feinkost Mild mit Kunst bespielt: die Schaufenstergalerie SCHARF wird temporär auf ein zweites Fenster ausgedehnt.
Unterstützt durch das Kulturamt der Stadt Graz und das Land Steiermark, Abteilung 9.